Egal ob in Form von mit Marmelade bestrichenen oder in Schokolade getunkten Plätzchen, gefüllten Tartes oder deftigen Quiches – Mürbeteig ist ein vielseitiger und ganz besonders köstlicher Klassiker. Damit das Gebäck jedoch später auch wirklich die typisch zarte Textur besitzt, müssen ein paar Dinge beachtet werden.
Die Zubereitung eines jeden Mürbeteiggebäcks beginnt damit, dass Mehl, Zucker und Salz auf einer möglichst kühlen Arbeitsfläche aufgehäuft werden. Anschließend wird kalte (!!!) Butter grob und zügig eingearbeitet, so dass eine bröselige Masse entsteht. So weit, so einfach. Aber warum soll man denn nun kalte Butter verwenden? Vor allem, wo sich warmes Fett doch viel besser kneten lässt?
Die Antwort: Wegen des Glutens.
Es entsteht, wenn man einen Teig aus Wasser und Mehl knetet – je länger geknetet wird, desto mehr Gluten entsteht. Gluten gibt Teigen Stabilität, Zusammenhalt und Elastizität. Was bei Brot- und Pizzateigen ausdrücklich erwünscht ist, würde Plätzchen jedoch zäh und bissfest machen – und Mürbeteiggebäck soll ja schließlich zart im Mund zerfallen.
Für die zarte Textur sorgt das viele in Mürbeteig enthaltene Fett. Es wird am Anfang mit dem Mehl verrieben, wodurch viele kleine Mehlklümpchen von einer dünnen Fettschicht umhüllt werden. Durch diese Schicht kann sich das Mehl später beim Kneten nicht so gut verbinden – es entsteht weniger Gluten. Da Butter zu etwa 15 % aus Wasser besteht und damit zur Entstehung von Gluten beiträgt, ist schon bei diesem ersten Schritt weniger Kneten mehr.
Ganz ohne Gluten geht es jedoch auch wieder nicht! Wird zu warmes und damit zu flüssiges Fett oder gar Öl verwendet, dann umhüllt es jedes noch so kleine Mehlkörnchen. Das Resultat: Der Teig hält nicht mehr richtig zusammen.
Ist kalte Butter also schon das Geheimnis eines perfekten Mürbeteigs? Nicht ganz! Mindestens ebenso wichtig wie die Temperatur der Zutaten ist es, den Teig so wenig und so kurz zu kneten wie möglich. Vor allem, sobald Wasser oder Eier zugegeben werden. Denn je länger man Mehl und Wasser knetet, desto mehr elastisches und bissfestes Gluten entsteht. Ein richtig schön mürber Mürbeteig besitzt davon aber nur so wenig wie möglich.
Jaja, ich weiß. Hat man sich schon dazu durchgerungen zu backen, dann soll es möglichst schnell gehen. Die in allen vernünftigen Mürbeteigrezepten verordnete Ruhezeit von mindestens 30-60 Minuten im Kühlschrank ist zwar nichts für Ungeduldige, wichtig ist sie aber dennoch.
Während der Ruhezeit verfestigt sich das durch das Kneten weicher gewordene Fett wieder, die Flüssigkeiten verteilen sich gleichmäßig und der Teig wird geschmeidig. So kann er später viel besser ausgerollt und zu himmlisch leckerem Gebäck verarbeitet werden. Noch dazu entspannt sich das wenige entstandene Gluten im Teig und „gewöhnt“ sich an seine neue Form – das Gebäck zieht sich später im Ofen nicht zusammen. Aus dem gleichen Grund sollte man ausgestochene Plätzchen oder mit Mürbeteig ausgekleidete Tarteformen übrigens auch noch einmal für 20-30 Minuten kaltstellen – sofern noch ein bisschen Geduld übrig ist.
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Oder hast du noch Fragen? Ich freue mich über einen Kommentar!
Simone (Samstag, 09 November 2024 13:42)
Danke für die genaue Erläuterung auf die gute Frage von Anna.
Backen ist und bleibt eben doch Physik �
Stefan31470 (Samstag, 20 April 2024 22:16)
Die Frage von Anna ist zwar frech ;-), so falsch aber nun auch wieder nicht. Selbstverständlich entsteht durch Kneten kein Gluten. In jedem Weizenmehl ist ein bestimmter Prozentsatz an Klebereiweiß (das ist Gluten) enthalten. Werden Mehl und Wasser geknetet, verbindet sich das Gluten darin zu gummiartigen Strängen. Ausreichend geknetet lässt sich der Teig dank des Glutens hauchdünn auseinander ziehen, ohne zu reißen. So dünn, dass man (fast) hindurchsehen kann. Diese Struktur ist oft erwünscht (Bro, Brötchen, Pizza), bei Mürbeteiggebäck aber eben nicht.
Außer der etwas unglücklichen Wortwahl wird aber alles sehr verständlich erklärt. Danke !S
Anna (Dienstag, 29 August 2023 22:03)
Magst du Unwissenden kurz erklären, wie durch Kneten Gluten entsteht?
karin sessler (Freitag, 28 April 2023 09:58)
super Erklärung! danke
Anna (Sonntag, 04 Dezember 2022 20:16)
Danke, sehr klar ciao aus Bergamo
Anna K. (Mittwoch, 01 Dezember 2021 08:56)
Hallo liebe Nikola,
Hätte ich deinen Beitrag nur vor dem Backen gelesen, dann hätte ich nicht die weiche Butter von den Butterplätzchen verwendet und jetzt gefühlt steinharte Vanillekipferl �
Naja, auf Fehlern lernt man ja bekanntlich. Danke für deine sehr aufschlussreiche Erklärung. Jetzt verstehe ich was ich falsch gemacht habe �
Ich freue mich auf viele weitere Beiträge wie diesen �
Nikola (Studieinsuess.de) (Dienstag, 22 Juni 2021 10:29)
Hey Kristina, das freut mich, danke für dein Feedback :)
Kristina (Montag, 21 Juni 2021 14:13)
Hey!
Endlich einmal vernünftige Tipps, mit denen man etwas anfangen kann! Viele meiner Fragen wurden endlich beantwortet! Ein herzliches Dankeschön!
Nikola (Studie in süß) (Sonntag, 01 November 2020 12:26)
Lieber Michael,
so etwas höre ich natürlich immer gern, vielen Dank!
Viele Grüße, Nikola
Michael (Sonntag, 01 November 2020 07:59)
Danke für diese Info!
In wenigen Zeilen ist alles Relevante knackig zusammengestellt. Klasse!