Ich erinnere mich noch ziemlich genau daran, als ich vor mittlerweile gut zehn Jahren hierher nach Freiburg gezogen bin und gesagt habe, dass mir der örtliche Dialekt gefällt - und dabei eigentlich Schwäbisch meinte. Ups.
Um jetzt kurz vor Weihnachten mal ganz ehrlich zu sein (und dabei hoffe ich, dass ich, nachdem ich das hier veröffentlich habe noch genau so viele Freunde habe wie vorher): Badisch-ist-doch-so-ein-Sing-Sang und Schwäbisch-kommt-doch-eher-hinten-aus'm-Hals hin oder her: Ich kann die ganzen Dialekte hier im Südwesten nicht wirklich unterscheiden.
Aber, und das ist doch eigentlich auch viel wichtiger: Es ist auch egal, denn ich finde ja alles gleich schön! Und das ist doch eigentlich auch schon mal was, bedenkt man, dass Schwäbisch zu den unbeliebtesten Dialekten Deutschlands zählt ;)
So, und genau deshalb, und bevor ich hier etwas falsches schreibe, spare ich mir jetzt an dieser Stelle auf den genauen Ursprung dieses wunderschönen, traditionellen und vor allem superleckeren Anis-Gebäcks einzugehen und frage mich viel mehr, wie es sein kann, dass ich hier zehn Jahre leben konnte, ohne Springerle probiert zu haben. Schlimm, oder?
Vor ein paar Wochen kam dann aber endlich ein wahrer Springerle-Meister (vielen Dank, Thomas! :) ) auf mich zu, gab mir diese wunderschönen Model samt fachmännischer Tipps und meinte: Die musst du unbedingt mal probieren. Tja und was soll ich sagen? Superlecker, wunderschön, und Spaß machen sie auch noch. Für jeden der Anis mag - und auch für alle anderen - eine absolute Backempfehlung.
Rezept und Model sind übrigens von Springerle.com, wo es unter anderem den ganzen historischen Hintergrund zu dieser schwäbisch-alemannischen Köstlichkeit zum Nachlesen gibt! Und jetzt? Ran an die Springerle, es lohnt sich!
Arbeitszeit: ca. 1 Stunde
Kühlzeit: mind. 2 Stunden
Ruhezeit: je nach Größe 20-30 Stunden
Backzeit: 20-25 Minuten
Zutaten für ca. 2 Bleche Springerle
Teig
4 mittelgroße Eier (200 g ohne Schale)
500 g Puderzucker
500 g Mehl (Type 405)
1 EL Kirschwasser (oder 1 EL Wasser)
1 EL ganzer Anis
1 Prise Salz
Und sonst?
Model zum Abformen der Springerle
(gibt es z.B. auf www.springerle.com)
Passende Ausstecher oder ein Teigrad
Speisestärke
Sieb
Nützlich
Teighölzer oder zwei Holzbrettchen mit einer Dicke von 8-10 mm
Eier und Salz in einer Küchenmaschine schaumig schlagen. Puderzucker sieben und esslöffelweise hinzugeben. Die Masse auf höchster Geschwindigkeit für 20 Minuten rühren. Währenddessen den Anis in einer Pfanne ohne Zugabe von Fett kurz anrösten und zusammen mit dem Kirschwasser (oder Wasser) zur Masse hinzufügen.
Mehl ebenfalls sieben und nach der 20-minütigen Rührzeit esslöffelweise dazugeben. Der entstandene Teig ist weich und klebrig und muss, damit er weiterverarbeitet werden kann, für mindestens zwei Stunden in einer dicht schließenden Dose oder in Frischhaltefolie gewickelt im Kühlschrank ruhen.
Beim anschließenden sogenannten Ausmodeln ist es wichtig, den Teig in kleinen Portionen zu verarbeiten, da er sehr schnell austrocknet. Der Rest wird dicht verpackt sofort wieder in den Kühlschrank gestellt.
Zu Anfang also ruhig nur faustgroße Stücke abteilen und auf einer dünn bemehlten Arbeitsfläche (ich nehme dafür am liebsten eine Silikonmatte) 8-10 mm dick ausrollen. Dabei kann man Teighölzer oder auch entsprechend dicke Holzbrettchen zu Hilfe nehmen. Während des Ausrollens den Teig mehrmals wenden und falls nötig die Arbeitsfläche wieder dünn bemehlen, da man sonst die fertigen Springerle nicht mehr abbekommt.
Die Oberfläche des Teiges dünn mit Stärkemehl einpudern, so dass dieser eine seidige Konsistenz bekommt. Nimmt man allerdings zu viel, schmecken die Springerle später leicht mehlig! Model ebenfalls mit Stärke einpudern, kurz abklopfen und gleichmäßig in den Teig eindrücken, bis das gewünschte Bild gut zu erkennen ist. Mit einem passenden Ausstecher oder einem Teigrad ausschneiden und auf einen Bogen Backpapier setzen.
Aus zu trocken gewordenen Teigresten macht man sogenannte Chräbeli (Anisbögen, leider ohne Fotos!): Dafür den Teig einfach zu einer fingerdicken Rolle formen, in ca. 5 cm lange Stücke schneiden, zwei bis drei Mal einschneiden und leicht biegen. Danach ebenfalls auf einen Bogen Backpapier setzen.
Damit die Springerle später auch "springen", das heißt ein kleines Teigfüßchen bekommen, während das Bild schön zu erkennen bleibt, müssen sie, je nach Größe, 20-30 Stunden bei Raumtemperatur trocknen. Meine Springerle mit einem Durchmesser von 5 cm habe ich zum Beispiel für 20 Stunden trocknen lassen, bei Chräbeli reichen 12 Stunden.
Am nächsten Tag den Backofen auf 140 °C (Ober- und Unterhitze) vorheizen. Die Unterseiten der Springerle/ Chräbeli wieder leicht anfeuchten, indem man sie mit einem Stück feuchter Küchenrolle abwischt und auf ein Blech mit Backpapier setzen.
Für 20-25 Minuten auf unterster Schiene fertig backen. Dabei sollten die Springerle kleine, leicht bräunliche Füßchen bekommen, die Oberseite aber weiß bleiben. Anschließend auskühlen lassen, vom Backpapier lösen und in einer dichten Dose lagern.
Tipp: Ich finde die Springerle schmecken frisch am besten. Mit der Zeit (1-2 Wochen) werden sie immer härter, was dem Geschmack aber absolut keinen Abbruch tut :)
Ute (Mittwoch, 08 Dezember 2021 18:20)
Hallo Nikola,
um auch an Weihanchten noch schöne weiche Springerle oder auch andere Weihnachtsbrötle zu haben, legt man ca. 2 Tage vorher einen kleinen Apfelschnitz mit in die Dose. Ein alter Trick der Großmutter.
Viele Grüße
Ute
Nikola (Studie in Süß) (Dienstag, 20 Dezember 2016 23:33)
Hallo Thomas,
vielen Dank für deine Anmerkungen und Tipps :)
Nachdem ich nach meiner ersten Fuhre Springerle raus hatte, wie lange der Teig durchhält ohne zu trocken zu sein, habe ich auch etwas mehr Teig genommen. Am Anfang fand ich die kleinen Portionen aber etwas einfacher. Da muss man wahrscheinlich einfach ein bisschen rumprobieren...
Den doppelten Absatz habe ich gerade gelöscht ;)
Viele Grüße,
Nikola
Thomas (Dienstag, 20 Dezember 2016 16:58)
Hallo Nicola,
deine Springerle sind wirklich super geworden!
Du kannst übrigens ruhig ⅓ der Teigmenge auf einmal verarbeiten, das Anfeuchten vor dem Backen bringt meiner Meinung nach nichts, ich hab' mal mit und ohne verglichen.
Springerle kennt man auch in der Deutschschweiz (Änisbrötli) und im Elsass
Thomas
P.S. 2 Absätze in deinem Blog sind doppelt vorhanden