Ganz ehrlich? Ich finde Winter echt überflüssig. Das war schon immer so. Jedes Jahr zwischen Mitte September und Anfang Oktober werde ich traurig, weil der Sommer schon wieder vorbei ist. Aber immerhin: Ich habe nur fast dreißig Winter gebraucht um einzusehen, dass ich die Jahreszeiten nicht ändern kann.
Wobei... ich könnte natürlich voll und ganz auf die Klimaerwärmung setzen, zehn Mal im Jahr um die Welt fliegen, mit dem Auto zum Bäcker fahren, Häuser in Lichterketten einwickeln und bei geöffnetem Fenster alle Heizungen auf fünf drehen. Aber irgendwie kam mir das dann doch ein bisschen zu egoistisch vor.
Deshalb habe ich irgendwann beschlossen, im Herbst ausschließlich an Sachen zu denken, auf die ich mich freue: Eimerweise Boskoop Äpfel aus dem Garten meiner Eltern, einmummeln und Bücher lesen, während es draußen schneit, Lebkuchen essen, Plätzchen backen und, hip oder nicht mehr hip hin oder her, Socken stricken. Außerdem noch ganz praktisch: Man kann seine Tiefkühltruhe endlich mal wieder abtauen.
So. Diese hart erarbeitete Vorfreude hält dann immer genau so lange an, bis ich merke, dass es - Überraschung - auch in diesem Winter ziemlich selten schneit, dass eingemummelt lesen zwar ganz schön ist, ein Buch am Strand aber noch viel viel schöner, dass ich nach einer ganzen Packung Lebkuchen mindestens elf Monate keine mehr sehen kann, dass Plätzchen zwar lecker und hübsch sind, man aber aus frischen Erd-, Heidel-, Him- und Johannisbeeren noch tollere Sachen zaubern könnte und, dass da im Tiefkühlschrank ja noch meine Eismaschine steht. Dazu muss ich jetzt nichts mehr sagen, oder?
Was bleibt da übrig? Äpfel. Naja. Besser als nichts.
Und fast hätte ich es sogar noch vergessen: Das Allerallerschlimmste, zumindest für jemanden der wie ich mit natürlichem Licht fotografiert: Es wird um 10 Uhr heller und um 10:30 wieder dunkel. Und nein, ich übertreibe natürlich nicht.
So und jetzt Achtung, es kommt endlich die Überleitung zu diesen milchcremegefüllten Leckerbissen hier: Gestern Morgen konnte ich dann also mein Glück kaum fassen, als ich direkt beim ersten Augenaufschlag blauen Himmel gesehen habe! Endlich mal wieder mehr als nur zehn Minuten Zeit, um Bilder zu machen - ha! Und es war soo schön! Diese köstlichen Milchtöpfchen hier hatte ich übrigens schon einige Zeit im Kopf, allerdings haben die bisher nie so richtig Rezeptreife erlangt. Jetzt dann aber!
Achja und nachdem es jetzt ein bisschen so aussah, als wollte ich ausschließlich dem Winter die Schuld daran geben, dass ich jetzt fast einen Monat kein Rezept gepostet habe: Ich war ehrlich gesagt auch ziemlich damit beschäftigt, diesem Blog einen frühlingsputzmäßigen frischen Anstrich zu geben und endlich die englische Version online zu stellen. Und das alles richtig schön eingemummelt, bei dem einen oder anderen Kännchen heißen Tees. Wie gemütlich ;)
Arbeitszeit: 1 Stunde
Kühlzeit: 1 Stunde
Backzeit: 10 Minuten
Zutaten für ca. 35 kleine Töpfchen
Mürbeteig
300 g Mehl
175 gButter
100 g Puderzucker
1 Ei
1 Prise Salz
Milchcreme
500 ml Milch
4 EL Magermilchpulver
2 geh. EL Stärke
2 gestr. EL Zucker
Schokolade
200 g Blockschokolade
1 EL Kakaobutter (zur Not gehen auch ein paar Tropfen neutrales Pflanzenöl)
Was noch
Muffinförmchen - ich nehme am liebsten welche aus Silikon Runder Ausstecher oder Glas, Ø 7-8 cm
Schneebesen
Für einen richtig schön mürben Mürbeteig ist es wichtig, dass die Zutaten kalt sind und schnell zu einem glatten Teig verarbeitet werden (warum das so ist, findet ihr hier). Also auf jeden Fall Butter und Eier aus dem Kühlschrank verwenden.
Gib Mehl, Puderzucker, Salz und Ei auf eine Arbeitsfläche und füge die kalte Butter in Form kleiner Würfel dazu. Zerhacke und vermische die Zutaten wenn möglich mit zwei Teigkarten, so werden sie nicht so schnell warm. Knete anschließend alles mit den Händen zügig zu einem glatten Teig und forme eine Kugel. Diese kommt nun mit Frischhaltefolie umwickelt für mindestens eine Stunde in den Kühlschrank. Die Ruhezeit ist wichtig, denn nur so bekommst du später einen geschmeidigen Teig. Heize währenddessen den Backofen auf 170 °C (Umluft) vor und bereite die Füllung zu.
Übrigens: Mürbeteig hält sich im Kühlschrank bis zu eine Woche und lässt sich auch gut einfrieren. Er ist also super vorzubereiten.
Gib für die Füllung die Milch zusammen mit dem Zucker in einen ausreichend großen Topf. Rühre die Stärke und das Magermilchpulver zusammen mit ein paar Esslöffeln der Milch in einer kleinen Schale glatt. Bringe die Milch langsam zum Kochen und schlage sie dabei mit dem Schneebesen schaumig. Nimm den Topf vom Herd und gib die Stärkemischung unter ständigem Rühren dazu. Koche die Creme nun bei mittlerer Hitze erneut auf und lass sie für 1-2 Minuten köcheln. Dabei immer weiterrühren! Lasse die Milchcreme nun abkühlen. Lege damit sich keine Haut bildet Frischhaltefolie direkt auf die Oberfläche.
Mürbeteig lässt sich am besten verarbeiten wenn er kalt ist. Teile den Teig daher am besten in zwei Teile und lege einen davon in Frischhaltefolie gewickelt zurück in den Kühlschrank. Rolle den anderen Teil auf einer leicht bemehlten Arbeitsfläche 2-3 Millimeter dünn aus. Steche mit einem geeigneten Ausstecher oder Glas Kreise aus, lege diese auf umgedrehte Muffinförmchen und drücke den Teig gleichmäßig fest. Backe die Förmchen auf einem Rost oder Backblech auf mittlerer Schiene für 8-10 Minuten goldbraun. Hierbei muss man etwas aufpassen, der Teig wird schnell zu dunkel!
Nimm die fertigen Teigtöpfchen aus dem Ofen und drehe sie samt Muffinförmchen auf den Kopf, solange sie noch heiß und weich sind. So bekommt das Gebäck eine flache Unterseite. Verarbeite den zweiten Teil des Teiges genauso.
Gib etwa einen Esslöffel der erkalteten Milchcreme in jedes Teigtöpfchen. Dabei sollte noch ausreichend Platz für die Schicht aus Schokolade bleiben.
Schmelze anschließend die Schokolade zusammen mit der Kakaobutter in einem Wasserbad. Ich benutze die Kakaobutter übrigens, damit die Schokolade flüssiger wird und man sie besser auf der Milchcreme verteilen kann. Falls man keine kaufen möchte gehen zur Not auch wenige Tropfen neutralen Pflanzenöls. Die Schokolade etwas abkühlen lassen, möglichst dünn auf der abgekühlten Milchcreme verteilen und die Milchtöpfchen im Kühlschrank kalt stellen.
Tipp: Die süßen Leckerbissen halten sich im Kühlschrank 3-4 Tage und werden (wie so vieles) mit der Zeit nur besser :)